Mit New Work uffm Land bringen wir Themen zum Wandel der Arbeitswelt in den Südschwarzwald, die bisher Städten und Metropolen vorbehalten waren.
Der Südschwarzwald und der Hochrhein bestechen durch ihre herrlichen Landschaften, leiden aber wie viele andere ländliche Regionen unter dem demografischen Wandel. Insbesondere in den Bergregionen gibt es reichlich Entwicklungspotenzial. Die Bevölkerung wird älter und die jungen Menschen ziehen in die umliegenden Städte. Die Folge sind ein Rückgang der Kulturangebote, der Nahversorgung und auch des öffentlichen Personennahverkehrs. Aber auch wirtschaftliche Folgen sind nicht von der Hand zu weisen: So ist es für die wenigen Unternehmen in der Region Jahr für Jahr schwieriger, geeignete Fachkräfte zu finden, diese zu halten und eine Perspektive zu bieten. Somit schwinden auch die Zukunftsaussichten der Firmen.
Im sogenannten LEADER-Aktionsgebiet, welches u.a. die ländlich geprägten Gemeinden im Südschwarzwald umfasst, sank die Einwohner*innen-Anzahl in den letzten rund zehn Jahren um 4,5%. Insgesamt verzeichneten 37 von 45 Gemeinden eine größere Abwanderung als Zuwanderung. Gemeinden, die einen Zuzug erfuhren (acht Gemeinden), zeichneten sich durch die gute Anbindung an den Hochrhein und Oberrhein aus.
Die Bevölkerungsdichte im ländlich geprägten Raum im Südschwarzwald ohne gute Anbindung ins Tal beträgt unter 70 Einwohner*innen/km². Damit zählt es zu den am dünnsten besiedelten Regionen Baden-Württembergs. Die dortige Siedlungsstruktur sorgen für eine vergleichsweise teure Erschließung und Erhalt der Infrastruktur. Für die Einwohner*innen sorgt dies für Probleme bei der Aufrechterhaltung der Grundversorgung.
Der demografische Wandel macht sich im Gebiet des Südschwarzwald bemerkbar: Der Anteil erwerbsfähiger Menschen liegt um 2,3% niedriger, als der der Menschen ab 65 Jahren mit 21,3%. Die fehlenden Studienmöglichkeiten vor Ort werden den Schrumpfungs- und Alterungsprozess in Zukunft wohl noch verstärken (Bildungsabwanderung).
Das ehrenamtliche und bürgerschaftliches Engagement ist im ländlichen Raum, insbesondere im Südschwarzwald, traditionell von größerer Bedeutung. Die Engagementquote in diesen Regionen ist bei Menschen zwischen 55 und 64 Jahren verhältnismäßig hoch, der Bevölkerungsrückgang wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach aber auch hierauf auswirken.
Im ländlich geprägten Südschwarzwald finden sich 33 Gemeinden mit Auspendler*innen, also Personen, die für die Verrichtung ihrer Tätigkeiten den Ort verlassen. Gemeinden mit Einpendler*innen sind größere Orte oder Orte mit starker touristischer Prägung. Das hohe Pendelaufkommen sorgt für einen hohen Zeit- und Kostenaufwand, aufgrund fehlendes ÖPNV zu einer zunehmenden Klimabelastung und nicht zuletzt für Abwanderung, da zur Arbeitsstelle gezogen und somit die Heimatgemeinde verlassen wird.
Der öffentliche Personennahverkehr wird schwieriger aufrecht zu erhalten, beispielsweise in Sachen breites Liniennetz und hohe Taktung. Ein Grund hierfür sind auch die abnehmenden Schüler*innen-Zahlen. Die Folge ist eine Zunahme der Individualfahrzeuge wie Autos, die in den ländlich geprägten Orten in besonders hoher Anzahl vorhanden sind und deutlich über dem Landesdurchschnitt liegen.
Gerade im ländlichen Raum ist die digitale Anbindung ein wichtiger Standortfaktor und kann eine wichtige Ergänzung oder eine Alternative sein. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat hier die Potenziale aufgezeigt. 2012 aber verfügten nur 12,4% der Haushalte im ländlich geprägten Südschwarzwald über einen 50Mbit/s-Zugang, 11% der Haushalte sogar über gar keinen Zugang zum Breitbandnetz der niedrigsten Downloadgeschwindigkeit von 1Mbit/s. Seither ist einiges in Bewegung gekommen, u.a. auch durch Förderungen zum Glasfaserausbau. Dennoch ist der Nachholbedarf besonders im Südschwarzwald sehr groß und für die weitere Entwicklung von wesentlicher Bedeutung.
Für die schulische Bildung unserer Kinder, aber auch für das Entstehen von Netzwerken, für soziales Lernen am Wohnort und für die Belebung des Gemeindelebens sind Schulen von essentieller Bedeutung. Zwischen den Schuljahren 2006/2007 bis 2012/2013 wurden im ländlichen Südschwarzwald 15 Schulen geschlossen. Grund sind insbesondere die zurückgehenden Schüler*innen-Zahlen. Auch die Anzahl von weiteren Bildungseinrichtungen wie Volkshochschulen geht zurück. Die nächsten akademischen Einrichtungen befinden sich im Tal, beispielsweise Freiburg, Lörrach oder Basel (CH), Ableger im ländlichen Raum gibt es noch nicht.
Der Fachkräftemangel stellt eines der wichtigsten Zukunftsthemen des ländlich geprägten Südschwarzwalds dar. Ein Grund ist sicherlich der demografische Wandel, aber auch die Möglichkeit für Fachkräfte, Tätigkeiten bei metropolnäheren Unternehmen an anderen Orten nachgehen zu können. Hier wird es darauf ankommen, wie sich Unternehmen in Zukunft positionieren, um noch attraktiver für Fachkräfte zu werden.
Quellen: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, LEADER Aktionsgruppe Südschwarzwald – Regionales Entwicklungskonzept 2014-20 (Fassung 9/15), Bevölkerung & Wirtschaft – Statistik 2021, herausgegeben vom Landratsamt Waldshut (Amt für Wirtschaftsförderung und Nahverkehr)
Hier wollen wir ansetzen und alle zukunftsfit machen: Wir sind als Landagentur und Ideenort für Landräume von morgen und die Anlaufstelle für Menschen, Unternehmen, Kommunen und Institutionen im Südschwarzwald und am Hochrhein, um ländliche Lebensräume attraktiv und zu Gunsten aller zu gestalten, indem die Chancen und Konzepte der Digitalisierung, des „Neuen Arbeitens“ und der gemeinschaftlichen Ideenfindung bestmöglich verstanden und genutzt werden.
Unsere thematischen Schwerpunkte:
Neue Arbeit
New Work ist mehr als Obstkorb und Home-Office: Wir beschäftigen uns mit Organisationsstrukturen, den Arbeitsort und in Zukunft benötigten Kompetenzen sowie mit einer Veränderung von Führung, Haltung und Werten.
Digitale Transformation
Der digitale Wandel trifft uns alle: Wir befassen uns mit wandelnden Anforderungen, sich verändernden Kommunikationsformen, Produktions- und Strukturprozessen sowie den hieraus resultierenden Veränderungen im Team.
Innovationen
Alt trifft neu? Wir setzen uns mit digitalen, technologischen und sozialen Innovationen auseinander, die das Leben auf dem Land attraktiver und nachhaltiger gestalten. Und berücksichtigen hierbei vorhandene Strukturen und Traditionen.
Austausch & Vernetzung
Werfen wir all unser Wissen in einen Topf: Wissenskultur und lebenslanges Lernen steht für uns an erster Stelle. Vernetzen wir uns und geben wir unsere Erfahrungswerte weiter, um so gemeinsam Neues zu schaffen.
Lebens- & Arbeitsräume
Leben und arbeiten unter einem Dach? Oder doch lieber ein gemeinwohlförderndes Projektvorhaben wie ein Coworking- oder Multi-Space im alten Pfarrhof im Ort? Dazu Elemente für mehr Mobilität und Nahversorgung? Probieren wir es aus!